Besuch im Altersheim

Gestern habe ich das erste Mal meine Mutter im Altersheim besucht. Ein schwerer Gang - zum Glück haben mich Doris und Yogo begleitet. Das Heim liegt sehr schön, mit Ausblick auf das Berner Oberland mit Eiger, Mönch und Jungfrau. Auch die gesamte Anlage selbst ist sehr ansprechend, wenn man sie denn auch nutzen dürfte. Aufgrund ihrer fortgeschrittenen Demenz ist meine Mutter jedoch leider auf einer geschlossenen Abteilung, was sie zeitweise durchaus noch voll realisiert und sich dann verständlicherweise im Gefängnis wähnt. Wovon ich auch ein Liedchen singen könnte. Grösstenteils lebt sie jedoch wirklich in ihrer eigenen Welt und tischt uns die absurdisten Märchen auf. Zum Beispiel wollte sie mir weiss machen, dass sie Yogo morgens leckend aufweckt, dass meine Schwester von Kopf bis Fuss untersucht wurde als sie zu Besuch kam und mein Onkel mit ihr abgehauen ist. Es tönt blöd, es geht ihr zwar schlechter, aber sie ist aufgeblüht. Ich erlebe sie viel offener, wacher, ja menschlicher, seit sie dort ist und das ist, glaube ich, für uns alle beruhigend. Trotzdem ist es Stress pur für mich und behaupte ich weiterhin, dass ich keine soziale Ader habe. Auch wenn Yogo und ich kurzerhand das Gegenteil bewiesen haben und ein Grosi im Rollstuhl aufgegabelt haben, das wir dann nicht mehr los wurden.

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